Gleich vorweg: Ja, ich weiß, daß solche Veranstaltungen wichtig für die Stadt sind. Sie bringen Touristen her, kurbeln die Wirtschaft an, verbessern das internationale Image der Stadt und was weiß ich nicht noch alles. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, daß das für jeden einzelnen Läufer ein grandioses Gefühl sein muß mit 39999 anderen Laufbegeisterten durch die Stadt zu rennen. Aber…

…ich frage mich jedes Jahr aufs Neue, warum auch a) auch noch die Skater einen Berlin-Marathon brauchen, b) warum diese Veranstaltung nicht am gleichen Tag stattfinden kann wie der Marathon und c) warum die Polizei jedes Jahr erneut von solchen Großveranstaltungen überrascht zu werden scheint und – zumindest meinem eigenen Empfinden nach – durch Inkompetenz glänzt.

Zu a): Na ja, jedem Tierchen sein Pläsierchen. Vielleicht gibt’s ja im nächsten Jahr neben einem Fahrrad-Taxi-Marathon noch einen Marathon der Kellner.

Zu b): Der Skate-Marathon startet am Samstag, 23.9.2006 um 16:30 Uhr; Zielschluß ist um 19:00 Uhr. Der Marathon startet am Sonntag, 24.9.2006 9:00 Uhr, Zielschluß ist um 15:15 Uhr. Da frage ich mich, warum es nicht möglich sein sollte den Skate-Marathon im Anschluß an den Lauf-Marathon zu starten und somit das 2-tägige Verkehrschaos auf nur einen Tag – und dann auch noch auf den ohnehin verkehrsärmeren Sonntag – zu beschränken.

Zu c): Warum habe ich jedesmal erneut das Gefühl, daß die Berliner Polizei bei Großveranstaltungen überfordert ist – wobei ich nicht sagen will, daß die Polizei anderer Städte oder Länder in dieser Beziehung besser abschneiden würde.
Ich als Verkehrsteilnehmer und Bewohner dieser Stadt fühle mich jedenfalls immer wieder im Stich gelassen. Da wird für den Berlin-Marathon ein Großteil der Stadt gesperrt, aber keine Alternative angeboten.

Wer sich nicht vorab genauestens über den Streckenverlauf informiert hat, findet sich unvermittelt vor einer Absperrung wieder. Die dort postierten Ordner und Polizisten blöken einen bloß an, daß es hier nicht weitergeht. Ich würde mir wünschen, daß ich schon deutlich (mindestens 1 km) vorher darauf hingewiesen werde, daß die Strecke vor mir gesperrt ist, so daß ich den Bereich großzügig umfahren kann oder auch die freie Entscheidung habe offenen Auges in den Stau zu fahren.

Am Samstag – daher auch mein in b) geäußertes Unverständnis – war ich der irrigen Ansicht, daß man gegen 19:00 Uhr schon wieder relativ problemlos durch die Stadt fahren könne. Weit gefehlt. Der Skate-Marathon war zwar schon zu Ende, aber schließlich mußte ja die Streck noch geräumt werden…

Mein ’schönstes‘ Erlebnis an diesem Abend: Über eine Viertelstunde im Stau am Lützowplatz stehen und darauf warten, daß die Schillstraße endlich wieder geöffnet wird, und zu sehen, daß da ab und zu Motorradpolizei entlangfährt und irgendwann einmal ein Reisebus – vorurteilslos wie ich bin behaupte ich: besetzt mit Bonzen aus Sport, Wirtschaft und Politik – der zum Hotel Esplanade eskortiert wird…

Das sind Momente in denen ich ins Lenkrad beißen möchte. Das sind Momente an denen ich mich frage mit welchem Recht ich unter solchen Nebenerscheinungen des Marathon zu leiden habe, aber die verursachenden Bonzen durch leere Straßen eskortiert werden. Das sind Momente an denen ich mich frage, warum es nicht möglich ist per Funk an alle Sperren durchzugeben, daß der Marathon vorbei ist und die Sperren annähernd zeitgleich beseitigen zu lassen; vielleicht liegt es ja daran, daß der neue, tolle digitale Polizeifunk noch nicht verfügbar ist.

Summa summarum

  • Ich gönne den Sportlern ihren Marathon
  • Ich verstehe nicht, daß man Skate- und Laufmarathon nicht an einem Tag abhält und somit das Verkehrschaos auf ein absolutes Minimum beschränkt
  • Ich bin – grundsätzlich und erst recht an Tagen an denen sowieso schon Chaos herrscht – gegen Extra-Sperrungen in der Stadt, damit irgendwelche ‚wichtigen‘ Leuten ihre Hintern schnell und ohne Stau von einem Bankett zum anderen kutschiert werden können
  • Ich verstehe nicht, warum die Berliner Polizei bei jeder Großveranstaltung in der Stadt den Eindruck erweckt, als sei sie überfordert oder plötzlich davon überrascht worden.