Kranker Igel mit Eisbeutel auf dem Kopf und Thermometer im Mund, zeigt Fieber

Warum gibt es jedes Jahr immer mehr erkrankte Igel?

  • Rückgang natürlicher Nahrungsquellen (80% der Nahrung des Igels machen Insekten und deren Larven, sowie Asseln, Käfer, Schaben u.ä. aus)
  • In ihrer Not fressen Igel auch Schnecken und Würmer (die oftmals Wirte für Lungen- und Darmhaarwürmer, Darmsaugwürmer, aber auch Kokzidien, Giariden, Clostridien sind)
  • Daher wird in Igelstationen an drei aufeinanderfolgenden Tagen Kot gesammelt (nicht täglich werden Parasiten ausgeschieden) und einer mikroskopischen Untersuchung unterzogen.
  • Nur die rechtzeitige Erkennung eines Befalls und deren Behandlung kann Igelleben retten

Erste Hilfe bei Igelfund

  • Verschließbaren Karton (z.B. Schuhkarton) mit Luftlöchern versehen
  • Auslegen mit Zeitungspapier, altem Handtuch o.ä.
  • 0,5l-Plastikflasche oder passende Wärmflasche mit lauwarmen Wasser füllen und mit Stofftuch oder Fleecedecke umwickeln
  • Tier an Wärmequelle anlegen; darauf achten, dass kein direkter Hautkontakt besteht und genug Platz vorhanden ist damit sich das Tier bei Bedarf auch davon entfernen kann (siehe ‚Aufwärmen und Füttern von Fund-Igeln‘)
  • Deckel schließen, an einem ruhigen Ort abstellen und nicht hineinsehen
  • Mäßig Wasser anbieten, aber nicht einflößen
  • Nicht füttern (siehe ‚Aufwärmen und Füttern von Fund-Igeln‘)
  • Tier fotografieren und auf Nachfrage and die Wildtierrettung senden
  • Wildtierrettung oder Igelstation benachrichtigen

Aufwärmen und Füttern von Fund-Igeln

  • Kalte Igel müssen langsam aufgewärmt werden, da sie sonst Gefahr laufen einen Kreislaufzusammenbruch zu erleiden und den Tod zur Folge haben
  • Das Tier muss sich über einige Stunden stabilisieren können
  • Es muss auch dafür gesorgt sein, dass sich das Tier der angebotenen Wärmequelle (Wärmflasche) entziehen kann und damit einen Hitzestau vermeidet
  • Erwärmt sich das Tier zu schnell, kann es zu einer ‚Explosion‘ des Befalls mit Endoparasiten kommen und kann den Tod zur Folge haben
  • Ein nicht stabiles Tier kann nicht richtig Schlucken und kein Futter verstoffwechseln was den Tod zur Folge haben kann
  • Ein dehydriertes Tier benötigt professionelle Hilfe (Infusion)

Parasiten auf dem oder im Igel

  • Alle Tiere haben Ekto- und Endoparasiten. Ein gesundes Tier kann damit umgehen
  • Fliegeneier, Fliegenmaden, starker Befall mit Zecken oder Flöhen, Milben oder Befall mit Pilzen ist ein Zeichen schwerer Erkrankungen
  • Untergewicht deutet auf einen dysfunktionalen Stoffwechsel oder ein geschwächtes Immunsystem hin
  • Ektoparasiten wenn möglich zunächst absammeln (alte Zahnbürste, stumpfe Pinzette, Wimpernbürste, Flohkamm)
  • Endoparasiten werden in der Igelstation behandelt
  • Am Anfang steht eine koproskopische Untersuchung (Igelkot unter dem Mikroskop betrachten)
  • Mögliche Endoparasiten können sein:
    • Lungen- und Darmhaarwurm, Darmsaugwurm, Kokzidien, Giariden, Clostridien, Kryptosporidien, Bandwurm, Kratzer
    • Je nach Befund werden spezifische Medikamente verabreicht
    • Eine falsche Behandlung würde dem Tier nicht helfen, sondern es im Gegenteil sogar noch schwächen. Daher werden keine prophylaktischen Behandlungen durchgeführt. Auch muss das Tier zunächst stabilisiert worden sein

Warum sollte ein Fund-Igel zu einer Igelstation gebracht werden?

  • Finder sind oft der Meinung, dass sie es selber schaffen den Igel zu retten, bemerken aber oft zu spät, dass ein Igel tatsächlich krank ist ⇒ ☩
  • Ein Igel hat fast immer Endo- oder Ektoparasiten; für gesunde Igel kein Problem, aber kritisch bei kranken und geschwächten Igeln
  • Ein kalter Igel kommt in die Wärme, das Futterangebot ist reichlich, die Innenparasiten ‚klatschen in die Hände‘, fressen sich fett und vermehren sich explosionsartig, wenn sie nicht erkannt und behandelt werden (darum koproskopische Untersuchungen). Dies kann den Tod zur Folge haben
  • Aus diesem Grund wird ein Igel in einer Station erst langsam erwärmt und auch langsam ans Futter herangeführt. Außerdem kommt er in Quarantäne, damit er keine anderen (ohnehin schon angeschlagenen Tiere) infizieren kann

Checkliste zum Auffinden eines Igels

FundsituationAlarmzeichen, hilfsbedürftigKein Handlungsbedarf
Wann?❏ Der Igel ist tagaktiv oder aktiv zwischen November und März❏ In der Dämmerung oder bei Nacht; Tier ist unverletzt und wohlgenährt
Wo?❏ Das Tier lag offen herum (z.B. ohne Deckung, mitten im Garten)❏ Der Igel wurde in seinem Nest gestört (z.B. durch Kind, Hund, Gartenarbeit) und es sind keine Igelbabys vorhanden bzw. es ist keine Winterschlafzeit
Größe oder Gewicht?
(siehe unten)
❏ Größe einer Kiwi und kleiner (Igelsäugling < 120 g) oder Größe einer Zitrone oder Kiwi (Jungigel 120 bis 700 g) ohne Anwesenheit eines Muttertiers❏ Größe einer Paprika (Jungtier < 700 g) oder Größe einer Grapefruit oder großen Mango (Alttier > 800 g)
Körpertemperatur?❏ kalt (spürbar kälter als die eigene Hand)❏ warm
Ernährungszustand?❏ Einbuchtung am Hals (siehe Hungerknick), eingefallene Flanken, Rippen tastbar❏ Tier ist apfelförmig, rund
Einrollen?❏ nein, Tier rollt sich bei Berührung nicht ein❏ ja, Tier rollt sich zusammen
Augen?❏ Schlitzförmig, kaum sichtbar, evtl. Augenverletzung❏ rund, knopfartig, gut sichtbar, glänzend
Verletzt?❏ offene, blutende Wunden, Verletzungen an den Pfoten etc.❏ nein
Außenparasiten?❏ übersät mit Zecken, Fliegeneiern, Flöhen oder Milben❏ nein
Igelkot?❏ Grün, schleimig, blutig, dünn❏ braunschwarz, geformt (Würstchen)

Hilfe zur Abschätzung des Igelgewichts

Fünf Igel in aufgerollter Haltung, jeweils über einer Frucht platziert: Kiwi, Zitrone, Paprika, Grapefruit, Mango, zur Abschätzung ihres Gewichts von unter 100 bis 650-800 Gramm.

Igel mit Hungerknick

Igel mit gesenktem Kopf und typischem Hungerknick im Rücken, liegt auf hellem Untergrund
Stark geschwächter Igel mit ‚Hungerknick‘

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Dieser Text kann als ‚PocketBook‘ heruntergeladen werden. Dieses kleine Büchlein im DIN A 7- Format (halbe Postkartengröße) passt in jede Hosen-, Brief-, Hand- oder sonstige -Tasche und kann so immer mitgeführt werden. Hier der Link: Fund-Igel-PocketBook

Von Kagi (Webmaster)

Der Webmaster hier. 40 Jahre lang bei der Schering AG (2007 von der Bayer AG übernommen) gearbeitet. Biker und Privatier mit Hang zur Natur. In der Vergangenheit schon Kümmerer für die eigenen Katzen und Hunde, wilde Eichhörnchen und Igel und auch schon mal Pate für Kinder psychisch erkrankter Mütter gewesen.