Ausgabe: Kindle Ausgabe
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Zusammenfassung: Unverhohlen kommt hier zum Ausdruck, dass TNG die Lieblingsserie der Autoren ist. Während Enterprise und TOS einen deutlich schnoddrigeren Tonfall abbekamen, spricht hier der Ton eine andere Sprache. Dem Grunde nach war es lesbar, auch wenn einmal ZU OFT auf aktuelle Ereignisse im Osten herumlaviert wurde. Oder wenn etwas als Draft aufgrund des homosexuellen Inhalts abgelehnt worden ist, hätte man das unbedingt verfilmen müssen. Das wäre so gut geworden. Mit "Discovery" hat Star Trek sein LGBT+-Kontingent ja mittlerweile wohl aufgebraucht. Und die Serie ist Schrott allererster Güte.
Informativ ist der Band über TNG allemal, auch wenn sich hier und da einige Ungenauigkeiten und kleinerer Fehler eingeschlichen haben. Bemerkenswert war, dass fast jeder Gaststar auch nach Rollen aufgeführt war, aus denen sie bekannt waren und die mich ebenfalls nachträglich überraschten, aber gleichermaßen DER Auftritt der beiden bekannten Darsteller aus Star Trek II relativ ruhig bei "Die Seuche" unter den Tisch fiel.
Dennoch bin ich bei gewissen Episoden anderer oder ergänzenderen Meinung. So sah ich bei "Die schwarze Seele" keinen Totalausfall - weder bei den Effekten (mit Ausnahme des Farbflecks auf Tashas Gesicht) noch beim Horror, der durch die Musik noch untermalt wurde. So waren die Effekte bei Armus nicht schlechter als die in "Die Verschwörung". Im Gegenteil waren diese, wie ich aus einer anderen Dokumentation entnehmen konnte ziemlich schwer zu filmen. Dass Tashas Tod sinnlos war... So was soll es geben.
Bei "Die Verschwörung" wurde nicht darauf eingegangen, dass bei der Übersetzung der Sinn verfälscht wurde. So wurde aus der deutschen Fassung eine Warnung vor der Menschheit, also die Invasoren würden nicht wiederkommen, weil sie sich vor den Menschen fürchten. Das ist Humbug. Das Original ist hingegen viel gruseliger, weil die Übertragung eher darauf hindeutete, dass die Invasoren wiederkommen - was aber leider nie passiert ist. Na ja. 8 Folgen hat die neue Picard-Staffel ja noch...
"Die neutrale Zone" empfand ich ebenfalls als starke Episode. Was die Picard liebenden Autoren jedoch unter den Tisch haben fallen lassen, sie war voller kleiner Ärgernisse, die mir jedes Mal beim Sehen aufgefallen waren. Auch einer Freundin von mir, die Star Trek mitschaut, aber beileibe kein Fan ist, fiel dies beim letzten Mal auf: Picard und die seinen benehmen sich wie absolute Jerks und Pfeifen in der Episode.
- Der "Weltraumschrott" ist ein Teil Geschichte. Wo war der Forscherdrang hinsichtlich dieser vergangenen Epoche? Rikers Entscheidung, sie ihrem Schicksal zu überlassen war absolut dämlich. Es wäre kein Akt gewesen, sie zu sichern wie man in der Episode verlautbaren ließ.
- Es war auch kein Akt, sie wieder zu beleben. Die Lesart Picards war aber, dass die ruhig hätten verglühen können. Was für ein Entdecker...
- Den absoluten Jerk-Faktor Picards kann man an Aussprüchen wie "Verschonen Sie mich mit ihnen!" erkennen.
- Die drei bleiben anfangs völlig sich selbst überlassen! Kein Schwein kümmert sich um sie obwohl 1000 Menschen an Bord des Schiffes sind und bestimmt jemand hätte abgestellt werden können.
- erst spätern verändert sich dieses unsägliche asoziale Verhalten einer Gesellschaft, die sich für Ach so moralisch perfekt hält.
- Der romulanische Warbird ist der Enterprise nicht ebenbürtig. Eigentlich ist er ihr sogar überlegen, da er größer ist. Das konnte man leider anhand der damals möglichen Effekte nicht sehen.
- Einen Befehl auszuführen ist angesichts eines enttarnenden Warbirds für Sicherheitskräfte besonders schwer.
In der zweiten Staffel vergisst man weitere Änderungen unter Wissenswertes zu erwähnen, so zB die Änderungen auf der Brücke bei den Stühlen oder Konsolen, Worfs Schärpe oder Picards holographisches Terminal. Völlig unter den Tisch fällt der bekannte Gaststar Seymour Cassel bei "Das Kind", der seit den 50er Jahren bis zu seinem Tod 2019 auf über 200 Auftritte zurückblicken konnte. Der sympathische Mime degradiert hier als Lt. Cmdr. Hester Dealt Geordi zum Stichwortgeber. Bei "Sherlock Data Holmes" gibt es einen eklatanten Schnitzer im Drehbuch, der eigentlich dafür gedacht war, Picard notgedrungen als Lügner hinzustellen, was Roddenberry aber nicht wollte. Moriaty zeichnet die Enterprise, was in Data fast Schaltkreise durchbrechen lässt, übrigens eine großartige Leistung in der Episode. Diese Zeichnung verlässt (!) das Holodeck ohne sich aufzulösen. Während Okonas Auftritt in einer Kurtzman-Serie erwähnt wird, fällt der von Armus in Lower Decks unter den Tisch. Vielleicht weil bei Redaktionsschluss der Auftritt noch nicht bekannt war?
In "Der stumme Vermittler" macht sich Picard zum Deppen weil er meint, Rivas Aufmerksamkeit dadurch zu erlangen, dass er ihn einfach nur etwas lauter anschreit...
"Hotel Royale" mag etwas trashig sein, die Ausstattung billig. Diese kann man jedoch mit möglichen fehlenden Angaben des Interieurs wie Exterieurs innerhalb des Romans einfach erklären. Wo nichts beschrieben ist, könn sich die Aliens auch nichts darunter vorstellen.
Die USS Aires, abwechselnd mal Ares geschrieben, deren Kommando Riker angeboten wird, wird von Picard als relativ unbedeutendes Schiff bezeichnet. So viel zum elitären Gedankengut im 24. Jahrhundert. Es wird weiterhin nach guten Schiffen und nicht so guten Schiffen unterteilt. Zumal sich Picard sowas von irrt. Die Aires ist in diversen Episoden in TNG sowie DS9 ein Thema und gehört sogar der Kampfgruppe in Nemesis an!
Ansichts ansonsten vorgebrachter Toleranz gegenüber alles und jedermann ist die Aussage den Ferengi gegenüber in "Der Barzanhandel" diesen den Zutritt zu den Verhandlungen zu verweigern einfach lächerlich.
In mindestens zwei weiteren Situationen verhält sich die Crew jerkig und unprofessionell. In der militaristisch angelegten Sternenflotte kann jeder jederzeit und überall hinversetzt werden. Dass die Crew sich mit ihrem Captain versteht ist also ein reiner Glücksfall. Als Jellico an Bord kommt, torpediert die Crew den neuen Captain bis an den Rand der Insubordination. Über jede Entscheidung wird gejammert. Als Jellico sein neues Kommando wieder abgibt, hat der im Gegensatz zur Crew den Schneid sich ehrenvoll zu verabschieden. Wo wir mehrfach bei Memes in dem Band sind: diverse Memes beschäftigen sich mit fiktiven witzigen Szenen um Jellico. Diese hat auch Ronny Cox gesehen, der sie gut fand. In "Prodigy" nimmt er die Rolle wieder auf.
Die Arroganz der Crew, insbesondere LaForge, in "Relics" um Scotty ist kaum zu ertragen. So geht man mit einer Legende nicht um. Zumindest war das Ende versöhnlich.
Interessant und etwas entlarvend für den deutschen Dunstkreis ist es, dass Regisseur Conway vom Vorwurf der Totschlagbezeichnung "Rassismus" erstmals bei "Das Gesetz der Edo" hört.
Frakes inszenierte Teile 8 und 9, nicht 7 und 8. Interessanterweise sind die Filmtitel aber richtig geschrieben.
Nun ja, trotz einiger Bemerkungen über die Folgen, die ich etwas anders gesehen oder was mir so aufgefallen ist, ist TNG bislang zum besten der drei Sachbücher geraten.
Man merkt es den Autoren an, für diese Serie fanden sie kaum kritische Worte. Der Captain Picard ist der wackere, aufrechte Held. Ich bin auf Band 4 gespannt, in dem eben jener Picard zur (toten) Witzfigur verkommt, in einer Serie, die einen würdigeren Abschluss als "Nemesis" zutage fördern wollte, die aber nicht weiß, was sie will, wie sie es will und sich in drei Staffeln drei Mal neu erfinden musste und sich darin verloren hat.